Sonderausstellungen

Ausstellung „Leben und leben lassen? Über die Artenvielfalt“  (11. Oktober 2024 bis 20. April 2025)

Ausstellung „Köthener Bachfesttage - Eine Rückschau in Plakaten“ im Veranstaltungszentrum (geöffnet während Veranstaltungen)

Kontakt

Christoph Erdmann
Tel: 03496 700 99 274
Email: historisches-museum@schlosskoethen.de

Großtrappe

Die Sonderausstellung „Leben und leben lassen? Über die Artenvielfalt“, die bis April 2025 im Schloss Köthen zu sehen ist, beleuchtet die Auswirkungen der Landwirtschaft auf die Vogelwelt und die biologische Vielfalt in Deutschland. Bereits 1849 erkannte der Ornithologe Johann Friedrich Naumann in seinem Werk „Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“ die Folgen der landwirtschaftlichen Umgestaltung. Er machte auf die Trockenlegung von Feuchtgebieten, den Verlust von Hecken und Streuobstwiesen sowie das Ende der extensiven Weidehaltung als Hauptursachen des Rückgangs der Vogelbestände aufmerksam.

In den letzten 200 Jahren hat sich die Artenvielfalt in Deutschland wenig verändert, doch die Populationen selbst häufiger Arten sind stark zurückgegangen. Besonders betroffen sind Tierarten in offenen Landschaften wie Feldern und Wiesen, die unter der intensiven Landwirtschaft leiden. Während sich einige Arten, wie die Amsel und die Kohlmeise, an städtische Umgebungen anpassen konnten, sind andere, wie die Blauracke und der Rotkopfwürger, verschwunden. Gleichzeitig haben invasive Arten wie die Nilgans neue Lebensräume erobert. Die Großtrappe, der schwerste flugfähige Vogel der Welt, ist ein Beispiel für das Artensterben durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Um 1900 gab es noch große Bestände, doch ihre Zahl nahm bis in die 1990er Jahre drastisch ab. Trotz intensiver Schutzmaßnahmen bleibt ihr Überleben fraglich, was die Herausforderungen des Artenschutzes verdeutlicht.

Der menschliche Einfluss auf die Natur hat im Laufe der Zeit globale Ausmaße angenommen. Die landwirtschaftliche Nutzung, der Bergbau und die industrielle Entwicklung haben nahezu alle Ökosysteme der Erde verändert. Die Ausstellung verdeutlicht die Konsequenzen menschlicher Eingriffe und zeigt die Dringlichkeit auf, nachhaltige Lösungen zu finden, um die Biodiversität zu schützen. Das komplexe Zusammenspiel von Artenvielfalt und menschlichem Handeln wird hier in den Fokus gerückt, um ein besseres Verständnis der gegenwärtigen Situation zu schaffen. „Leben und leben lassen? Über die Artenvielfalt“ zeigt die Herausforderungen und Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft und Biodiversität und lädt zur kritischen Auseinandersetzung mit diesen Themen ein.

Damit bettet sich die Köthener Sonderausstellung mit ihrer Eröffnung am 10. Oktober auch in die bundesweite Aktionswoche „Achtung Artenvielfalt“ zum Schutz der Biodiversität ein, die vom 7. bis 13. Oktober mit Diskussionsrunden, Sonderführungen in Museen und botanischen Gärten, Instagram-Challenges, Dokuabenden, Podcasts und Exkursionen begangen wird.

Die neue Sonderausstellung im Schloss Köthen wird bis April von einem Rahmenprogramm mit Führungen und Veranstaltungen begleitet

Foto: Henner Fritzsche

Fast zwei Jahre haben sich Schüler der Freien Schule Anhalt in Zusammenarbeit mit den Musikerinnen Nina Gurol und Derya Atakan mit dem Leben und Wirken von Alfred Tokayer auseinandergesetzt. Der 1900 in der Bachstadt geborene jüdische Komponist ist einer der unbekannteren Söhne der Stadt Köthen (Anhalt). Er war Komponist, Dirigent, Pianist, Kapellmeister, Filmmusiker, Fremdenlegionär, Flüchtling, Köthener, Jude und wurde Opfer des Holocaust.

Aus der intensiven Beschäftigung mit Tokayer sind Texte sowie Ausstellungsstücke und –medien entstanden, die an diesen einzigartigen Musiker und Menschen erinnern. Die Schau beinhaltet zudem Fotogeschichten, die zwei Lieder Tokayers illustrieren, die Kunstinstallation #HERZENSMENSCH, Linolschnitte mit dem Portrait Tokayers und ein großes Würfelpuzzle, auf dem unter anderem Impulsfragen zum Thema Holocaust, Demokratie und Rechtsextremismus abgedruckt sind. Teil der Ausstellung „Auf den Spuren Alfred Tokayers“ sind außerdem die Kompositionen von Alfred Tokayer, die im August 2023 von den beiden Künstlerinnen Derya Atakan und Nina Gurol im Johann-Sebastian-Bach Saal im Schloss Köthen aufgenommen wurden. 

Film zur Fotoausstellung

Der zweite Teil der Fotoausstellung „Bürgerhaus am Markt – 114 Jahre im Wandel“ in den Foyers im Veranstaltungszentrum Schloss Köthen thematisierte die wechselvolle Geschichte dieser Köthener Kulturstätte in fotografischen Eindrücken und kurzen Texten.

Im ersten Teil der Ausstellung im Herbst 2019 ging es um die Anfänge des Hauses als privates Konzerthaus und den Wandel in den nächsten Jahrzehnten, zunächst zur Stadthalle bis hin zur Entstehung des Stadttheaters in Köthen mit einem eigenen Ensemble. Der erste Ausstellungsteil endete mit der Auflösung des Ensembles im Jahr 1960. Die bis August 2024 im Veranstaltungszentrum gezeigte Fotoschau schloss in jenen Jahren an. Der Name „Klubhaus der Werktätigen“ - so hieß das Haus in der Halleschen Straße 80 nun -  blieb allerdings ebenso wie die späteren Bezeichnungen „Kreiskulturhaus“ oder „Bürgerhaus am Markt“ überlagert von einer anderen Bezeichnung: Theater. Gezeigt wurden Momentaufnahmen des Köthener Kulturlebens über mehrere Jahrzehnte, vom „Klub zu zweit“ über große Gastspielvorstellungen bis hin zur „Weihnachtsrevue“ des Tanzstudios „Step by Step“ nach der Wende. Erwähnung fand in der Ausstellung zudem das reiche Kulturleben abseits der Bühne, das im Haus einen Platz hatte. Am Ende des thematischen roten Fadens stand dann auch das Ende des Hauses.

Flächenland (Sandersleben), 2020-22 © Stephanie Kiwitt und VG Bild-Kunst, Bonn

Im Schloss Köthen war von Dezember 2023 bis April 2024 die Ausstellung „Flächenland, Fortlaufend“ mit Arbeiten der Fotografin Stephanie Kiwitt zu sehen. Zur Schau, die von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld gefördert wurde, ist im Verlag Spector Books der Katalog „Flächenland 2020-22“ erschienen, der im Museum zum Vorzugspreis erhältlich ist.

Stephanie Kiwitt lehrt an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle als Professorin für Kommunikationsdesign/ Fotografie. In ihren Fotoserien „Flächenland“ und „Fortlaufend“ zeigt die 1972 in Bonn geborene und seit 2020 in Halle lebende Künstlerin Veränderungen von Orten und Menschen, die sie auf Exkursionen durch Sachsen-Anhalt dokumentiert hat. Dabei nimmt sie in farbigen Aufnahmen einerseits jene Lebensräume in den Blick, die einem überwiegenden Teil der hiesigen Bevölkerung als Heimat gelten. So wird die Kultivierung wie die Zersiedlung einer Region sichtbar, deren Beschreibung als „Flächenland“ nicht nur wertneutral gelesen werden kann, sondern im öffentlichen Gebrauch des Wortes auch die Abwesenheit von urbanen Strukturen umfasst. Bei den Erkundungen dieser Landschaften lässt sich Stephanie Kiwitt von Ortsnamen, literarischen Bildern oder regionalen Nachrichten leiten, die Anordnung der en passant entstandenen Fotografien folgt der Chronologie der Reisen und den dabei gewonnenen Eindrücken. Als Gegenstück zu diesen Bestandsaufnahmen werden die schwarz-weißen Bilder der Serie „Fortlaufend“ gezeigt, die Veränderungen im Detail festhalten: Überformungen von gealterter oder auch neuerer Bausubstanz, abgeputztes Mauerwerk oder neues Dekor, geöffnete oder verschlossene Fensternischen und Türlaibungen. Im Unterschied zu den beiläufigen „Flächenland“-Impressionen sind diese Fotografien mit Stativ und Mittelformatkamera bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen aufgenommen worden, ihre Dimensionen verstärken die Abstraktion der Ausschnitte.  

Schloss Köthen Süd- und Westflügel

Die Sonderausstellung „Hans-Dieter Schwarz – Malerei und Grafik“ 2023 im Historischen Museum im Schloss Köthen  würdigte den in Köthen geborenen Künstler, der im August 2023 100 Jahre alt geworden wäre. 

Hans-Dieter Schwarz wurde am 27. August 1923 in damals noch als Cöthen in Anhalt bezeichneten Köthen geboren. Nach einer schweren Tuberkulose-Erkrankung in der Kindheit litt er unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen, war für den Kriegsdienst untauglich und konnte so 1940 ein Studium an der Staatlichen Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig aufnehmen. Während dieser Zeit entstandene Werke wurden bereits in Galerien in Leipzig, München und Prag gezeigt. Bombenangriffe auf Leipzig im Dezember 1943 führen allerdings zum nahezu vollständigen Verlust der frühen Werke. Ab 1944 war Schwarz Meisterschüler und heiratete 1946 seine Kommilitonin Veronika Fritsche, die unter ihrem Mädchennamen erfolgreich als Grafikerin und Illustratorin arbeitete. 

Hans-Dieter Schwarz arbeitete nach seinem Studium als Grafiker und freier Portraitmaler. Er zeichnete u.a. für die Satire-Magazine „Eulenspiegel“ und „Frischer Wind“ und arbeitete bei der Zeitung „Sportecho“ mit Heinz Florian Oertel zusammen. Hatten Wohnungsnot und Arbeit in den ersten Jahren dazu geführt, dass das Paar zeitweise getrennt in Berlin, Leipzig und Köthen lebte, zog die mittlerweile durch zwei Töchter auf vier Köpfe angewachsene Familie 1953 nach Köthen. Eine dritte Tochter folgte 1958. In Köthen hatte Schwarz seit 1948 ein Atelier im Schloss und leitete einen Malzirkel für interessierte Bürger. Mit Freunden und Künstlerkollegen traf man sich im „Historischen Eckfenster“ und beteiligte sich gemeinsam an Ausstellungen. Neben seinen in der Tageszeitung „Freiheit“ veröffentlichten Zeichnungen fertigte Schwarz politische und kritische Arbeiten an, die er in seinem Atelier aufbewahrte. Denunziation führte zu einer Anklage und Verurteilung zu zwei Jahren Gefängnis. Diese Haft hinterließ einen gebrochenen Menschen, der sich in seine Kunst zurückzog. Ungebrochen blieb hingegen das künstlerische Schaffen von Hans-Dieter Schwarz, das auch Kunst am Bau umfasste, wie etwa in Köthen die Mosaik-Säulen des Cafés „Troika“ oder ein Portrait des Gewandhausdirigenten Franz Konwitschny. Das Ende der SED-Herrschaft und den Mauerfall erlebte Hans-Dieter Schwarz, bevor er am 25. Januar 1991 mit nur 67 Jahren starb.   

Unterstützt von Bettina Elze, der Tochter von Hans-Dieter Schwarz, demonstrierte die Schau in den Sonderausstellungsräumen im Schloss Köthen mit zahlreichen Gemälden und Grafiken das Können und die große Vielfalt des Künstlers. 

Blick in die Sonderausstellung

„Buddelgötze – Ein Archäologe in Anhalt“ hieß die Sonderausstellung des Jahres 2022 im Schloss Köthen. Die Prähistorische Sammlung in Köthen ist untrennbar mit Walther Götze (1879-1952) verbunden, der mit seiner Privatsammlung den Grundstein für die Dauerausstellung im Ferdinandsbau legte. Der 70. Todestag des Prähistorikers war Anlass, Götzes Lebenswerk mit einer Sonderausstellung zu würdigen. Gezeigt wurden archäologische Funde aus vielen Teilen des ehemaligen Landes Anhalt.

Im Leben Walther Götzes verbinden sich gleichermaßen Begeisterung und Engagement für die Archäologie und die Bereitschaft, sich in den 30er Jahren mit dem Nationalsozialismus zu arrangieren.  Schon seit 1922 befand sich der Autodidakt als Kreiskonservator im Staatsdienst, 1933 ernannte ihn die Anhaltische Staatsregierung zum Professor. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ergaben sich für ihn berufliche Chancen, die er nutzte. 1937 wurde er Vertrauensmann zum Schutze der Bodendenkmale in Anhalt, nun war er der Archäologe des Landes Anhalt und stand auch der Stiftung Landesmuseum für Früh-und Vorgeschichte Anhalt vor. Doch auch nach seiner beruflichen Laufbahn beauftrage man ihn 1947 damit, die kriegsbedingt beeinträchtigte Sammlung in Köthen neu zu ordnen und zu dokumentieren. Seine handschriftlichen Eintragungen enden im November 1951, ein knappes Jahr vor seinem Tod. 

Bevor Götze einer der bedeutenden Prähistoriker Mitteldeutschlands wurde, arbeitete er nach einem Studium der Musik am Konservatorium in Leipzig als zweiter, später als erster Kapellmeister in Essen, Schweidnitz, Dortmund und Kiel. Neben verschiedenen Streichinstrumenten spielte er Orgel und Cembalo und galt als Virtuose am Flügel.