Augmented-Reality-App vorgestellt

Im Schloss Köthen wurde am Mittwoch, den 22. Februar, die Augmented-Reality-App für die Sammlungen der Museen vorgestellt. Die digitale Anwendung, die sich derzeit in der Testphase befindet, soll ab Mitte März in allen App-Stores erhältlich sein und kann für mobile Endgeräte kostenfrei geladen werden. Ermöglicht wurde dieses Projekt durch eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes im Sonderhilfsprogramm „dive in“.

 Die Schloss-Köthen-App nimmt die Sammlungen der Museen im Schloss Köthen in den Blick und präsentiert deren Vielfalt aus unterschiedlichen und neuen Perspektiven. Einer der Anlässe für die interaktive Aufbereitung der historisch gewachsenen Kollektionen ist die angekündigte umfassende Sanierung der Schloss-Anlage, die mit Mitteln aus dem Sonderinvestitions-programm vom Bund und vom Land Sachsen-Anhalt ertüchtigt werden soll. Diese komplexe und über mehrere Jahre terminierte Generalsanierung zieht zwangsläufig die vorübergehende Schließung einzelner oder kompletter Museumsteile im Schloss nach sich. Vor Beginn der Bauarbeiten ist mit der App eine virtuell erfahrbare Struktur entstanden, in der man die Sammlungen neu erschließen und in vielfältige Zusammenhänge stellen kann. 

Dramaturgisch und szenografisch bündelt die App Aspekte, die sich im Laufe von vier Jahrhunderten aus wechselnden Interessen und Leidenschaften des Fürstenhauses von Anhalt-Köthen ergeben haben. Die Vielfalt der Themen wird unter anderem in 3D-Modellen, Animationsfilmen, Hörstationen und Minispielen dargestellt. Fünf historische Gestalten öffnen in eigenen Kapiteln Zugänge zu den Sammlungen des Köthener Schlosses: Fürst Ludwig dreht am Sprachring der Fruchtbringenden Gesellschaft, Johann Sebastian Bach greift in die Tasten seiner Instrumente, Samuel Hahnemann öffnet die homöopathische Reiseapotheke, Johann Friedrich Naumann blättert in Vogelbüchern und Walther Götze zeigt archäologische Funde…. 

Mit den Mitteln der Augmented Reality vereint die Museums-App Geschichte und Geschichten in fünf Kapiteln voller Objekte und Informationen – zum Bewegen und Betrachten, zum Lesen, Hören und Spielen. Alles im Handy, alles aus einer Hand!

Eine wichtige Funktion der App ist die Öffnung in Stadt und Region. Dafür war die Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren unerlässlich: Mit den „Musikerorten“, einem Projekt des Freundes- und Förderkreises der Bach-Gedenkstätte Köthen e.V., ist ein audio-visueller Rundgang durch Köthen entstanden, der den Mitgliedern der Hofkapelle zu Zeiten von Johann Sebastian Bach nachspürt.

Für die Konzeption und die künstlerische Leitung des Projektes zeichnete der Autor und Dramaturg Andreas Hillger verantwortlich. Die Programmierung der App übernahm ab Frühjahr 2022 die in Sachsen-Anhalt ansässige Firma „Perdix Creations“. Das Startup von Robert Boehm, Marcel Jürß und Felix Reichel hat sich auf die Entwicklung digitaler Formate zur interaktiven Wissensvermittlung hauptsächlich für Museen und Kultureinrichtungen spezialisiert. 

Damit künftig auch Besucher ohne eigenes Smartphone die Inhalte der App erleben können, bietet das Schloss Köthen den Gästen im Museum Tablets zum Ausleihen an. Zehn derartige Geräte für die Vermittlungsarbeit im musealen Bereich stellt die Translationsregion für digitale Gesundheitsversorgung (TDG) zur Verfügung, sie ist ein Bündnis aus Wissenschaft, Wirtschaft und Versorgung, das an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg angesiedelt ist.

 

Zahlen und Fakten:

Animierte Figuren                            5+1

3D-Objekte                                        16

Mini-Games                                       10

Hörbeispiele/Sprechtexte                ca. 4 h

Animationsfilme                               ca. ¾ h

Texte                                                  ca. 400

Bilder                                                 ca. 300

 

Förderprogramm „dive in“

Seit 2020 stellen pandemiebedingte Einschränkungen Kulturinstitutionen und öffentliche Einrichtungen des kulturellen Lebens vor schwerwiegende Herausforderungen. Um Kultureinrichtungen in während der Pandemie zu unterstützen und sie zur Umsetzung innovativer digitaler Vermittlungsformate zu ermutigen, hatte die Kulturstiftung des Bundes 2020 das Sonderhilfsprogramm „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ aus dem Programm NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ausgelobt.

Nach der ersten Förderrunde mit 68 geförderten Projekten konnte die Kulturstiftung des Bundes durch die großzügige Aufstockung der Mittel aus dem Neustart-Kultur-Programm der Beauftragten für Kultur und Medien im Herbst 2021 eine zweite Runde ausloben, bei der insgesamt 283 gültige Förderanträge eingingen. Auf Empfehlung einer unabhängigen Jury wählte der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes 132 Projekte mit einer Gesamtsumme von 17,5 Mio. Euro für eine Förderung. Zu den geförderten Institutionen im Land Sachsen-Anhalt gehören neben dem Schloss Köthen unter anderem das Stadtmuseum Halle, die Stiftung Bauhaus Dessau und das hallesche WUK-Theaterquartier.